FDP-Bezirksparteitag in Andernach Miesenheim

Von links: Petra Dick-Walther, (Staatssekretärin), Herbert Speyerer (FDP-Franktionsvorsitzender Bendorf), Jan Wambach (FDP Bendorf), Carolin Urwer (FDP-Bendorf), Dr. Volker Wissing MdB (Bundesminister für Digitales und Verkehr), Günther Bomm (Vorsitzender FDP Bendorf), Daniela Schmitt MdL (Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau), Carina Conrad MdB (FDP)
Von links: Petra Dick-Walther, (Staatssekretärin), Herbert Speyerer (FDP-Franktionsvorsitzender Bendorf), Jan Wambach (FDP Bendorf), Carolin Urwer (FDP-Bendorf), Dr. Volker Wissing MdB (Bundesminister für Digitales und Verkehr), Günther Bomm (Vorsitzender FDP Bendorf), Daniela Schmitt MdL (Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau), Carina Conrad MdB (FDP)

Mie­sen­heim/Re­gi­on. Viele Man­dats­trä­ger aus Bund und Land haben am Par­tei­tag des FDP-Be­zirks­ver­ban­des Ko­blenz im Bür­ger­haus Mie­sen­heim teil­ge­nom­men. Unter den Gäs­ten war auch Rai­ner Brü­der­le, ehe­ma­li­ger Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie. Vol­ker Wis­sing, Bun­des­mi­nis­ter für Di­gi­ta­les und Ver­kehr und da­ne­ben auch Vor­sit­zen­der des FDP-Lan­des­ver­ban­des, zähl­te zu den Gast­red­nern. 

Den Par­tei­tag er­öff­ne­te der stell­ver­tre­ten­de FDP-Be­zirks­vor­sit­zen­de Sven Schil­lings. Er wies dar­auf hin, dass sich Deutsch­land mo­men­tan in schwe­ren Zei­ten be­fin­de. Lö­sun­gen müss­ten für meh­re­re Pro­ble­me ge­fun­den wer­den. Als Pro­blem­fäl­le nann­te er die In­fla­ti­on, die En­er­gie­kri­se, die Ver­schul­dung, den Krieg in Eu­ro­pa und die über­bor­den­de Bü­ro­kra­tie. 

Die Mayen-Ko­blen­zer Kreis­bei­ge­ord­ne­te und An­der­nacher Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rin Ju­dith Leh­nigk-Emden rich­te­te ihren Blick in die Ukrai­ne, wo vor einem Jahr der rus­si­sche Über­fall be­gann. Etwa 3000 Flücht­lin­ge seien in­zwi­schen im Land­kreis un­ter­ge­kom­men. Al­ler­dings wür­den die Flücht­lin­ge die Po­li­tik vor immer grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten stel­len. Ki­ta­plät­ze, Schul­plät­ze, Sprach­kur­se müss­ten or­ga­ni­siert wer­den, und es werde immer schwie­ri­ger, ge­eig­ne­ten Wohn­raum zu fin­den. Den Kom­mu­nen wür­den die nö­ti­gen Mit­tel feh­len, um in den so­zia­len Woh­nungs­bau zu in­ves­tie­ren. „Viele kom­mu­na­le Po­li­ti­ker füh­len sich vom Land im Stich ge­las­sen“, sagte die FDP-Po­li­ti­ke­rin. 

Ein Gast­red­ner war der schei­den­de An­der­nacher Ober­bür­ger­meis­ter Achim Hüt­ten. Er pflich­te­te Leh­nigk-Emden hin­sicht­lich der Fi­nanz­pro­ble­ma­tik der Kom­mu­nen bei. So habe die Stadt An­der­nach zwar in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ihr Ei­gen­ka­pi­tal von 80 auf 120 Mil­lio­nen Euro er­höht, aber den­noch habe er keine Hoff­nung, dass der An­der­nacher Haus­halt bei einem Fehl­be­trag von mehr als 6 Mil­lio­nen Euro ge­neh­migt werde. Hüt­ten wi­der­sprach den Kri­ti­kern der Bun­des­re­gie­rung. Im­mer­hin sei es der Am­pel­ko­ali­ti­on in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ge­lun­gen, einen po­ten­zi­el­len Gas­eng­pass durch den Bau von LNG-Ter­mi­nals zu ver­hin­dern. Zudem gebe es für die Ukrai­ne mensch­li­che und wirt­schaft­li­che Hilfe sowie mi­li­tä­ri­sches Gerät. Ne­ben­bei habe die Bun­des­re­gie­rung in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ein Son­der­ver­mö­gen von 100 Mil­li­ar­den Euro für die Bun­des­wehr ge­schaf­fen. Als „ver­kehrs­po­li­ti­sche Re­vo­lu­ti­on“ be­zeich­ne­te Hüt­ten die Ein­füh­rung des 49-Euro-Ti­ckets. 

Bun­des­mi­nis­ter Vol­ker Wis­sing spar­te in sei­ner Rede nicht mit Kri­tik an den Grü­nen. Er er­in­ner­te daran, dass die Bahn Stre­cken zu­rück­ge­baut habe, was heute zu Eng­päs­sen im Gü­ter­ver­kehr und zu Zug­ver­spä­tun­gen führe. Für Wis­sing ist vor allem eine Pla­nungs­be­schleu­ni­gung bei der zen­tra­len In­fra­struk­tur not­wen­dig. Ge­ra­de mit Blick auf den Ver­kehr auf den Stra­ßen wür­den ak­tu­el­le Stu­di­en aus­sa­gen, dass sich der Gü­ter­ver­kehr bis zum Jahr 2050 um gut 300 Mil­li­ar­den Ton­nen­ki­lo­me­ter er­hö­hen werde. Damit Waren nicht ir­gend­wann end­los im Stau ste­hen und zu spät an ihrem Ziel an­kom­men, seien In­ves­ti­tio­nen in die Stra­ßen not­wen­dig. 

Dass die Grü­nen dies an­ders sehen, kri­ti­sier­te Wis­sing, indem er sagte: „Der Kampf der Grü­nen gegen die Stra­ße ist ein Kampf gegen den In­dus­trie­stand­ort Deutsch­land.“ Kri­tik gab es auch zu den Po­si­tio­nen der Grü­nen hin­sicht­lich En­er­gie­ver­sor­gung und Mo­bi­li­tät. Wis­sing äu­ßer­te Un­ver­ständ­nis dar­über, dass sich die Grü­nen nur auf Elek­tro­au­tos kon­zen­trie­ren wür­den und an­de­re Tech­no­lo­gi­en nicht in Be­tracht zögen. Da im Jahr 2050 wohl noch über die Hälf­te der zu­ge­las­se­nen Autos einen Ver­bren­ner­mo­tor haben wür­den, stell­te er die Frage, wie die Grü­nen ihre Ziele er­rei­chen woll­ten. 

Ein Ver­bot von Ver­bren­ner­mo­to­ren lehnt Wis­sing ab. „Wir sind nicht an­ge­tre­ten als Leh­rer des Vol­kes, son­dern als Die­ner des Vol­kes“, er­klär­te er dazu. Au­ßer­dem un­ter­strich er die Wich­tig­keit des Autos, da es ge­ra­de Men­schen auf dem Land Mo­bi­li­tät er­mög­li­che. Auch den Krieg in der Ukrai­ne sprach Wis­sing an. So habe Putin nicht die Ukrai­ne über­fal­len, da die Nato eine Ge­fahr für ihn dar­stell­te, son­dern weil die dort ge­leb­te De­mo­kra­tie ge­fähr­lich für ihn sei. Wis­sing äu­ßer­te, der An­griff sei „ein Über­fall auf die freie Welt, auf die Art zu leben, wie sie uns wich­tig ist“. 

Zum Ab­schluss sei­ner Rede kri­ti­sier­te er den Rat­schlag, dass die Men­schen in der der­zei­ti­gen wirt­schaft­li­chen Lage „ver­zich­ten“ soll­ten. Dies sei an der Rea­li­tät vor­bei, da es auch ei­ni­ge Men­schen gebe, die schon vor­her kaum über die Run­den ge­kom­men seien. Im An­schluss gab es Bei­fall im Ste­hen für Wis­sing.

Die Li­be­ra­len be­han­del­ten wäh­rend ihres Par­tei­ta­ges meh­re­re An­trä­ge. Auf An­trag des Kreis­ver­bands Ahr­wei­ler wurde be­schlos­sen, dass die FDP das Lan­des­pro­gramm „Auf­bau Ahr – Frei­wil­li­ge Auf­bau­zeit im Ahr­tal“ un­ter­stützt, dabei soll eine Ver­län­ge­rung des Pro­gramms ge­for­dert wer­den. Statt­ge­ge­ben wurde einem Dring­lich­keits­an­trag des Kreis­ver­bands Wes­ter­wald. So wurde be­schlos­sen, dass die FDP alle po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten un­ter­stützt, die eine Um­set­zung des Ver­bots von Pflan­zen­schutz­mit­teln in Na­tur­schutz­ge­bie­ten ver­hin­dern sol­len.

Auf An­trag des Kreis­ver­bands Ko­blenz sprach sich der Par­tei­tag dafür aus, ge­plan­te Bahn­hal­te­punk­te in Ko­blenz wie im Ver­wal­tungs­zen­trum oder in Horch­heim zu un­ter­stüt­zen. Au­ßer­dem sol­len die Ge­mein­den in der Nähe in einem 30-Mi­nu­ten-Takt an den Ko­blen­zer Haupt­bahn­hof an­ge­schlos­sen wer­den. Be­schlos­sen wurde au­ßer­dem ein An­trag des Be­zirks­vor­stands mit dem Titel „Re­or­ga­ni­sa­ti­on der Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung im nörd­li­chen Rhein­land-Pfalz mit dem Schwer­punkt der Neu­glie­de­rung der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung“. Die FDP for­dert darin die Um­set­zung ver­schie­de­ner Vor­schlä­ge. Dazu zäh­len die Si­cher­stel­lung schnel­ler Kran­ken­trans­por­te bei le­bens­be­droh­li­chen Ver­let­zun­gen an­ge­sichts mög­li­cher Kli­nik­schlie­ßun­gen und die ver­stärk­te Er­pro­bung von Te­le­me­di­zin. Au­ßer­dem solle ein Gut­ach­ter be­auf­tragt wer­den, der einen Vor­schlag zur Neu­struk­tu­rie­rung des Kran­ken­haus­we­sens im Gro­ß­raum Ko­blenz er­ar­bei­tet. Kos­ten­re­du­zie­run­gen soll­ten ge­nutzt wer­den, al­ler­dings nur, wenn da­durch nicht die Qua­li­tät der Ge­sund­heits­ver­sor­gung be­ein­träch­tigt werde.

Originaltext/Quelle: https://www.rhein-zeitung.de/